
„Gibt es Tourismus im Landkreis Verden überhaupt?“ – Mit dieser provokanten Frage eröffnete CDU-Kreisvorsitzende Hella Bachmann am Montag im Gästehaus Schlossgarten in Etelsen den Austausch der CDU-Kreistagsfraktion und des CDU-Kreisvorstands mit Vertreterinnen und Vertretern aus Tourismus, Gastronomie, Wirtschaft und Politik.
Die CDU-Kreistagsfraktion zieht nach dem Treffen ein klares Fazit:
„Wir haben spannende Einblicke bekommen – sowohl von außen auf den Landkreis Verden als auch aus der Perspektive unserer Betriebe und Bürgerinnen und Bürger. Der Austausch hat deutlich gemacht, wie viel Potenzial der Landkreis eigentlich bietet – aber auch, wo wir Nachholbedarf haben,“ so Hella Bachmann. „Im Moment arbeiten jedoch alle Akteure nur in ihrem direkten Umfeld einzeln an sich. Gut wäre es, wenn alle gemeinsam ihr Potenzial sehen und man wieder mehr über die Gemeindegrenzen hinweg denkt und agiert,“ betont sie.
Die Antwort auf die Ausgangsfrage fiel differenziert aus: Es gibt durchaus touristische Ansätze im Landkreis, aber auch viele ungenutzte Chancen.
Martin Fahrland von der Mittelweser Touristik GmbH präsentierte anschaulich die touristische Arbeit über mehrere Landkreise hinweg und machte deutlich, wie vielseitig die Mittelweser-Region mit Themen wie Radfahren, Landurlaub und Fluss-Tourismus bereits aufgestellt ist. Besonders aufmerksam verfolgten die Teilnehmer die Hinweise auf moderne Trends im Tourismus: Radfahren liegt im Aufwärtstrend, Wandern wird zunehmend nachgefragt, Zielgruppen verändern sich.
Ein Kritikpunkt, der im Austausch deutlich wurde: Die Radwegebeschilderung im Landkreis Verden sei unübersichtlich und nicht einheitlich, so Fahrland. Andere Landkreise hätten hier bereits moderne Lösungen umgesetzt, während im Landkreis Verden teils eigene, nicht normierte Wegweiser genutzt würden. Hier gebe es schnell umsetzbares Verbesserungspotenzial, insbesondere entlang der überregional beliebten Radwege wie dem Weserradweg.
Herr Deutsch von der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum lenkte den Blick auf den Tourismus als Standortfaktor und ordnete die aktuelle Entwicklung ein. „Tourismus ist mehr als nur Radfahrer und Wanderer,“ betonte er, wies aber gleichzeitig auf spürbare Veränderungen hin: Geschäftsreisen seien zurückgegangen, Reisefrequenz und Zahlungsbereitschaft gesunken, während sich die Nachfrage stärker auf gute Mittelklasseangebote konzentriere. „Ein solides 3-Sterne-Hotel ist oft wichtiger als ein hochpreisiges Angebot,“ so Deutsch.
Darüber hinaus hob er hervor: „Freizeitangebote sind wichtig, aber nicht entscheidend. Für Fachkräfte zählen vor allem gute Kinderbetreuung, berufliche Chancen für den Partner oder die Partnerin und eine funktionierende Infrastruktur.“ Als Herausforderungen nannte er die fehlende Verfügbarkeit von Mitarbeiterwohnungen, Verkehrsstaus im Berufsverkehr und eine insgesamt eher geringe Investitionsdynamik in der Region.
Die Vertreterinnen und Vertreter des DEHOGA im Landkreis Verden bestätigten die besondere Rolle der Region als Ziel für Geschäftsreisende.
„Unsere Betriebe profitieren nach wie vor stark von Geschäftsreisenden, gerade unter der Woche – das ist eine wichtige Säule für das Gastgewerbe im Landkreis,“ so Marco Bachmann, DEHOGA-Vize-Kreisvorsitzender. Gleichzeitig wurde deutlich, dass Potenzial insbesondere bei touristischen Angeboten für Wochenenden und Urlaubszeiten liegt. „Wir brauchen dringend neue Impulse, damit der Landkreis Verden auch außerhalb der Hochsaison attraktiv bleibt und nicht nur als Durchfahrtsregion wahrgenommen wird,“ erklärte DEHOGA-Kreisvorsitzender Gördt Glander.
Ein weiteres Thema war die Rolle der Gemeinden, die oftmals unter Druck stehen, freiwillige Leistungen wie Tourismusförderung zurückzufahren, gleichzeitig aber vor Ort wichtige Akteure für Lebensqualität und Gastfreundschaft sind.
CDU-Fraktionsgeschäftsführer Jens Richter ergänzte: „Das kann durch Synergien mit Städten wie Verden spürbare Mehrwerte bringen.“ Besonders begrüßte Richter die Mitgliedschaft der Stadt Verden in der Mittelweser Touristik, die der Verdener Stadtrat erst vor wenigen Monaten beschlossen hatte. „Man kann mit vielen kleinen Dingen viel erreichen,“ fasste er die positiven Beispiele der Mittelweser Touristik zusammen.
Wie es politisch weitergeht, wird in den kommenden Wochen innerhalb der CDU-Kreistagsfraktion beraten. Klar ist jedoch schon jetzt: Tourismus ist mehr als nur Freizeitgestaltung – es geht auch um Standortentwicklung, Arbeitsplätze und Zukunftsperspektiven für die Region.
Foto von links: Philipp v. Arnim, Janine Fahrenholz, Hella Bachmann, Christian v. Arnim, Jens Richter, Gördt Glander, Henning Leeske, Aneta Hoffmann, John Trautman, Marco Bachmann, Axel Böhmermann, Mario Hoffmann, Martin Fahrland, Siegfried Deutsch, Carsten Blödow
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