
Bassen. Der Breitensport im Landkreis Verden steht in den kommenden Jahren vor bedeutenden
Herausforderungen. Über notwendige Weichenstellungen für eine zukunftsfähige
Sportlandschaft an Aller, Weser und Wümme tauschten sich der Vorsitzende des
Kreissportbundes (KSB) Marcus Neumann, KSB-Geschäftsführerin Lena Stenzel sowie
Vertreterinnen und Vertreter der CDU-Kreistagsfraktion und des CDU-Kreisvorstands im
Vereinsheim des TSV Bassen aus.
Drei Themenfelder stehen laut Neumann dabei besonders im Fokus: der Sanierungsstau bei
Sportstätten, die Nachwuchsarbeit inklusive der Führungsfunktionen in den Vereinen sowie die
Herausforderungen rund um die künftige Betreuung in Ganztagsschulen durch Sportvereine.
So beziffert der Landessportbund den Sanierungsbedarf in Niedersachsen auf insgesamt 517
Millionen Euro bis 2033. „Es muss viel Geld fließen, damit die Sportstätten attraktiv bleiben.
Auch wir Sportvereine stehen im Wettbewerb mit den Fitnessstudios zum Beispiel“, sagte
Neumann. Für den Landkreis Verden bedeutet das konkret ein Bauvolumen von rund 1,7
Millionen Euro im Jahr 2025 aus 23 Förderanträgen – eine deutliche Steigerung gegenüber 2024,
in dem 15 Anträge mit einem Gesamtvolumen von 700.000 Euro gestellt wurden.
Die Fraktionsvorsitzende der CDU im Kreistag, Hella Bachmann, sicherte Unterstützung bei der
Förderung durch den Landkreis zu: „Der Mehrwert durch das Ehrenamt im Breitensport hat für
uns klare Priorität gegenüber anderen freiwilligen Aufgaben der Kommunen.“
Ein weiterer Schwerpunkt des Austauschs war die Nachwuchsgewinnung in den Vereinen. „Die
Nachwuchsgewinnung erfordert neue Ansätze ohne Hindernisse von Anfang an“, sagte
Neumann. Die Funktion des sogenannten „Jugendconnectors“ (JuCo) soll weiter etabliert
werden, um Jugendlichen eine Sprecher- und Organisatorenrolle in den Vereinen zu
ermöglichen. Ziel sei es, junge Menschen an Führungsaufgaben heranzuführen und den Dialog
auf Augenhöhe zu fördern. Aktuell gebe es bereits zwei Interessierte im KSB Verden, mittelfristig
wolle man auf 20 JuCos im Jahr 2025 wachsen. Unterstützung erhalten die Vereine dabei sowohl
vom KSB als auch von der Sportreferentin der Sportregion Osterholz-Rotenburg-Verden.
Großen Gesprächsbedarf gab es bei den CDU-Kommunalpolitikerinnen und -politikern rund um
das Thema Ganztagsschule. Ab 2026 gilt ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für
Grundschulkinder. „Es gibt noch viele Fragezeichen hinsichtlich der Finanzierung und der
Qualifizierung der Betreuer“, führte Hella Bachmann aus. „Das Niedersächsische
Kultusministerium lässt die Kommunen bisher im Regen stehen, weil es immer noch keine finale
Verordnung von der Landesregierung gibt.“
Oytens Bürgermeisterin Sandra Röse ergänzte: „Der Rechtsanspruch auf Ganztag zwingt uns
Kommunen zunächst mal zu baulichen Maßnahmen in Millionenhöhe – also Millionen für jede
Gemeinde. Wie viel wir als Gemeinde für den Betrieb der Ganztagsschule noch mitfinanzieren
müssen, ist noch völlig offen.“ Auch die Höhe der Aufwandsentschädigungen der Betreuerinnen
und Betreuer sei unklar, ebenso die erforderlichen Qualifikationen. „So können wir als
Gemeinde Oyten und unsere beteiligten Grundschulen nur sehr schlecht planen“, so Röse
weiter. Hella Bachmann betonte: „Die Kapitalisierung von Lehrerstunden wird für die
Finanzierung sicherlich nicht ausreichen.“
Auf konkrete Probleme wies Neumann schon jetzt hin, und zwar, dass der Sportvereinen zum
Beispiel Hallenzeiten am Nachmittag verloren gehen werden. „Viele Sportvereine haben die
Sorge, dass die Ganztagsschule zu ihrer Nachwuchsarbeit hinsichtlich der zeitlichen
Verfügbarkeit der Infrastruktur und der Trainer beziehungsweise Betreuer eine
Konkurrenzsituation entwickelt“, berichtete CDU-Kreispressesprecher Henning Leeske.
Ergänzend schilderte Bachmann über erste Erfahrungen in der Stadt Achim bei der
Ganztagsbetreuung, die häufig ohne Lehrerbeteiligung gar nicht möglich sein.
KSB-Chef Neumann kündigte an, dass sich der Kreissportbund vorstellen könne, einen Pool an
interessierten Betreuerinnen und Betreuern aus den 193 Sportvereinen – und eventuell auch aus
anderen außerschulischen Einrichtungen – aufzubauen. Diese könnten dann Präferenz in den
Grundschulen eingesetzt werden. „Aber auch dies sind aufgrund der allgemeinen
Planungsunsicherheit derzeit nur erste Gedanken“, so Neumann. Abschließend wies er auf
einen wichtigen formalen Aspekt hin: „Viele Satzungen müssen angepasst werden, weil darin
aktuell die Förderung des Sports verankert ist, nicht jedoch die Betreuung von Kindern.“
Empfehlen Sie uns!